Thessaloniki: Der erste Jugendrat Griechenlands
Von Milena Österreicher
Christos Petropoulos ist Vorsitzender des Jugendrates der Stadt Thessaloniki: ein Sprachrohr für die Anliegen der Jugend.
Ich biege gerade erst in die Ioustinianou-Straße und schon öffnet Christos Petropoulos die Eingangstür des Gebäudes: “Bist du Milena, die Journalistin?” Wir gehen in den zweiten Stock, wo sich der Jugendrat der Stadt Thessaloniki in ein Büro eingemietet hat. Petropoulos ist seit Anfang des Sommers Vorsitzender des Jugendrates. Den Rat gibt es seit sieben Jahren. Er berät die Stadt in Angelegenheiten, die die Jugend betreffen. Der Rat ist der erste seiner Art, sagt Petropoulos stolz. Inzwischen folgten landesweit viele weitere.
Was die Jugend in Thessaloniki bewegt? Der Jus-Student kommt sofort auf das Thema Wohnen zu sprechen. Es gebe viel zu wenig leistbaren Wohnraum für junge Menschen. Die Plätze in den Wohnheimen für Studierende seien viel zu wenig. Wer nicht bei seiner Familie unterkommen oder außerhalb der Stadt mit nicht immer zuverlässigen Öffi-Verbindungen leben kann, sei auf den privaten Wohnungsmarkt in der Stadt angewiesen, dessen Preise ungebremst in die Höhe schießen.
Wichtig sei vielen auch das Thema Umweltschutz, in der Stadt fehlt es an Bäumen, der Müll türmt sich auf einigen Plätzen. In den Schulen nehmen Gewaltfälle zu, es mangelt an psychologischer Betreuung. Auch eine Frustration über die Politik sei unter den jungen Griech:innen zu spüren.
Nach dem Treffen spaziere ich zum Römischen Forum. Rund um den Platz sitzen viele Grüppchen Jugendlicher. Ich spreche eine davon an, erzähle ihnen von meiner Recherchreise und frage sie, wie es ihnen in ihrer Stadt geht und welche Perspektiven sie sehen. Die 17-jährige Athina erzählt mir von ihrer großen Schwester, die seit sieben Jahren in Deutschland lebt. Athina kann es sich vorstellen, es ihrer Schwester gleich zu tun und zu gehen, sollte das Land ihr nicht die Möglichkeit auf ein stabiles Leben mit Job und einen anständigen Wohnraum (“Ich würde gerne mit 35 zumindest in einer Einzimmerwohnung leben”) bieten. Die 19-jährige Chrysanthi möchte Griechenland keinesfalls verlassen. Sie arbeitet aktuell in einem Burgerladen im Zentrum und wohnt bei ihren Eltern. Das Ersparte geht momentan für einen Urlaub im Jahr drauf.
Nach der spontanen Gesprächsrunde geht es für mich zu einem Treffen des Komitees des Jugenrates in einem Café nahe der Aristoteles-Universität. Christos Petropoulos hat mich eingeladen, vorbeizukommen. Sieben Komitees des Rates behandeln unterschiedliche Themen. Heute ist jenes für Bildungsfragen dran.
Die Mitglieder des Komitees für Bildungsfragen planen ihre Aktivitäten für die nächsten Monate.
Wie der Jugendrat funktioniert, was er bisher erreicht hat und welche Bildungsthemen, den Rat beschäftigen, erzähle ich demnächst. Die extrakalten Klimaanlagen in vielen Räumen haben mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eine Verkühlung bei 33 Grad Außentemperatur hätte ich nicht erwartet. Nun geht es mal ab ins Bett, um für die morgigen Treffen wieder fit zu sein.