Tag 1: Lissabon und der Duft der frischen Wäsche

Willkommen in Lissabon. Während am Montag in Teilen Portugals noch immer zahlreiche Einsatzkräfte gegen Waldbrände im Einsatz sind, weht in Lissabon ein angenehm kühler Wind. In der portugiesischen Hauptstadt recherchiere ich zu der jungen Klimabewegung des Landes und wie sie versuchen, mehr Klimaschutz zu erreichen.

Die verheerenden Waldbrände von 2017 führen mich nach Portugal. Sie waren es, die sechs portugiesische Kinder und Jugendliche dazu brachten, mehr als 30 Länder wegen zu geringer Klimaschutzbemühungen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) zu verklagen. Die Klage wurde 2024 abgewiesen, auch, weil sie nicht zuvor den Gerichtsweg in Portugal ausgeschöpft hätten. Das wollen sie jetzt gemeinsam mit der jugendgeführten Organisation Último Recurso nachholen. Mit welcher Motivation sie noch einmal den Schritt der Klimaklage wagen und was sie sich davon erhoffen, möchte ich auf dieser Recherche herausfinden.

Doch zunächst stand mein Tag eins ganz im Zeichen der Anreise. Als ich bei meinem Hotel ankomme, ist es bereits kurz vor 18:00 Uhr. Ein Teil von mir sehnt sich sehr danach, die weißen Bettlaken meines Hotelbettes besser kennenzulernen, doch der neugierige Part meines Seins gewinnt und ich begebe mich auf eine Date mit Lissabon.

Bei schönstem goldenen Abendlicht flaniere ich durch Lissabons Stadtviertel Alfama, gehe unter dem Triumphbogen Richtung Praça do Comércio durch und genieße die Atmosphäre, mit den vielen Menschen, die in den immer gleichen Posen vor den gelben Lissabon-Buchstaben auf dem Platz für Fotos anstehen und dem jungen, romantischen Straßenmusiker mit seiner Gitarre, der zu diesen Abendstunden wohl in keiner südlichen Stadt fehlen darf. Anschließend geht es für mich hinauf. Statt den Hügel hoch zum Castelo de São Jorge in einer von Lissabons berühmten gelben Standseilbahn fahrend zu erklimmen, kreuze ich diese nur auf meinem Fußweg nach oben.

Der Fußweg nach oben wird mit großartigen Blicken belohnt. © Jasmin Spreer

Dort wartet eine Enttäuschung auf mich. Den Sonnenuntergang lässt es sich von dem alten Burggelände aus nur mit 15 Euro Eintritt erleben. Das macht mein müdes Ich nicht mehr mit. Ich begebe mich zum Zielort des Elevador de Santa Justa, einer Plattform mit Blick über Lissabon. Dieser Aufzug verbindet die Unterstadt (Baixa) mit der Oberstadt (Chiado und Bairro Alto). Hier lässt sich das letzte Licht des Tages wunderbar beobachten, wie es langsam über den Dächern verschwindet - gratis.

Nach diesem nun doch ausgiebigen Spaziergang, wie es ihn nur während Städteausflügen gibt, kehre ich langsam heim. Am Dienstag treffe ich meine erste Interviewpartnerin und Klimaaktivistin. Ich bin gespannt auf ihre Perspektive zu den aktuellen Entwicklungen im Klimaaktivmus und der Stimmung in der Bewegung.

Die Stimmung im Altstadtviertel ist jedenfalls gut. Von den vielen verbrannten Hektaren in anderen Teilen des Landes merke ich nichts. In In den engen Gassen der Altstadt hängen an vielen Balkonen Wäscheleinen. Statt Rauch, liegt hier immer wieder der Duft von frischer Wäsche in der Luft.





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Portugals Jugend klagt fürs Klima