Ein Besuch im fiktiven „Mountania“

Sara Brandstätter, Dänemark, 27.9.

Heute habe ich den ganzen Vormittag in einer dänischen Volksschule verbracht, um Einblicke in den Unterrichtsstil und den Schulalltag zu bekommen. Ein großer Unterschied zu Österreich der sofort auffällt ist, dass die Kinder die Volksschule für zehn Jahre besuchen – im Alter von sechs bis 14 Jahren.

Und auch der Unterricht an der „Lindbjergskolen“ war heute anders als sonst: Denn diese Woche ist Projektwoche angesagt. Alle Schülerinnen und Schüler sind Teil einer fiktiven Mini-Gesellschaft - genannt “Mountania”. Überall im Schulgebäude gab es also verschiedene Klassenzimmer, die in fiktive “Unternehmen“ umgewandelt wurden, wie zum Beispiel eine Bäckerei, eine Bank oder ein Casino. Die Schülerinnen und Schüler bewegen sich die ganze Woche über frei im Schulgebäude, „arbeiten“ in den Geschäften und lernen zum Beispiel mit Geld umzugehen. Das ist einerseits Teil von demokratischer Bildung, andererseits soll es einfach Spaß machen, erklärt der Lehrer Michael Jensen.

In der Aula einer Grundschule sitzen die Kinder vor der Bühne und schauen zu einem Mann der vor einer Leinwand steht und ihnen etwas erklärt

Diese Woche ist Projektwoche an der dänischen Volksschule “Lindbjergskolen”.

Am Nachmittag hatte ich ein Gespräch mit Andreas Rasch-Christensen, der als Bildungsexperte oft in dänischen Medien zitiert wird und Berater von Ministerien und EU-Gremien ist. Er hat die Lage des dänischen Bildungssystems eingeordnet und ein nicht sehr positives Bild davon gezeichnet. Er erzählt von ähnlichen Problemen über die wir in Österreich oft sprechen, darunter Lehrermangel und fehlende Ressourcen. Mehr über seine Einordnungen, und ob er vom dänischen Schulsystem überzeugt ist, gibts dann im Artikel in der Wiener Zeitung zu lesen.

Andreas Rasch-Christensen sitzt in seinem Büro an seinem Schreibtisch, hinter ihm sind Bücherregale voller Bücher

Andreas Rasch-Christensen in seinem Büro in Aarhus.

Und als letzte Gesprächspartnerin des Tages habe ich Hannah Elsler getroffen, die in Wien Volksschullehramt studiert und derzeit in Aarhus ihr Erasmus-Semester absolviert. Was ihr gleich aufgefallen ist, ist der informelle Umgang in Schul- und Universitätssettings sowie das große Vertrauen ineinander, besonders in die Kinder. Sie hat beispielsweise eine Einheit zum Thema „risky play“ besucht, wo es darum geht, dass schon Kindergartenkinder den Umgang mit Messern beim Schnitzen lernen - und war darüber überrascht.

Jetzt geht es an die letzten Vorbereitungen für morgen - da besuche ich eine dänische Højskole. Das ist ein Internat, dass viele Schülerinnen und Schüler oft für ein Gap Year nach ihrem Schulabschluss besuchen und Fächer wie Sport und Kunst absolvieren.

Sara Brandstätter macht gemeinsam mit der Studentin Hannah Elsler ein Selfie

Der Studentin Hannah Elsler gefällt es in Aarhus bisher gut.

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