Dan 2: Das Meer ruft
Heute gings für mich an die Küste von Slowenien: Koper. Koper ist eine Stadt am Meer in Istrien und ist eine beliebte Unistadt in der Gegend. Koper ist die wichtigste Hafenstadt Sloweniens und liegt an der Adriaküste, nur wenige Kilometer von Italien entfernt. Die Stadt blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie war einst Teil der Republik Venedig, was sich bis heute in ihrer Architektur und ihrem mediterranen Flair widerspiegelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Koper kurzzeitig zum Freien Territorium Triest, bevor es 1954 an Jugoslawien fiel. Heute ist Koper ein bedeutendes wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der slowenischen Küste. Dank ihres milden Klimas und der Nähe zum Meer ist die Stadt auch ein beliebtes Ziel für Tourist:innen und Studierende.
In Koper treffe ich mich mit Luka und Martin. Beide sind Aktivisten und Studenten. Luka stammt ursprünglich aus Bosnien und kam für sein Studium nach Slowenien. Martin ist in Koper aufgewachsen. Ihre Ansichten sind differenziert, doch in einem Punkt sind sie sich einig: Gegenüber der Europäischen Union sind sie kritisch eingestellt. Sie sprechen über wirtschaftliche Ungleichheiten, über Privatisierungen und über den wachsenden Einfluss ausländischer Investoren.
Als das Gespräch auf Xenophobie in Slowenien kommt, bleibt Luka ruhig. Persönlich habe er keine Anfeindungen erlebt, erzählt er, doch aus Erzählungen und am Arbeitsmarkt merke man, dass Menschen aus den ehemaligen jugoslawischen Republiken häufig benachteiligt sind. Sie arbeiten oft in niedrigen Positionen, teils schwarz oder unter schwierigen Bedingungen.
Die Stimmung wird ernster, als es um die Zukunft geht. Beide blicken skeptisch nach vorn. Ihre größte Angst: ein neuer, globaler Konflikt. „Ein Dritter Weltkrieg, das wäre das Schlimmste“, sagt Luka bedrückt. „Und hineingezogen zu werden in etwas, das man nicht will.“
Nach dem Interview spazieren wir durch die Altstadt. Enge Gassen, istrische Häuser, der Geruch von Meer in der Luft. Wir gehen am Hafen entlang, wo riesige Containerschiffe anlegen, alles in Bewegung. Man spürt, wie wichtig dieser Ort für die slowenische Wirtschaft ist. Auf dem Tito-Platz erzählt Luka, dass Josip Broz Tito und Fidel Castro einst genau hier entlanggegangen seien.
Hafen von Koper
Am Abend fuhr ich mit dem Bus wieder zurück nach Ljubljana. Morgen warten neue Gespräche.