Dan 3: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Am zweiten Tag machte ich mich auf den Weg zur sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Ljubljana. Dort sprach ich mit zwei Kulturwissenschaftlerinnen über das Thema, sowohl auf persönlicher als auch auf fachlicher Ebene.

Weg zur Fakultät

Natalija Majsova ist promovierte Wissenschaftlerin. An der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Ljubljana arbeitet sie als außerordentliche Professorin für Kulturwissenschaft und als Forscherin. Sie lehrt Kurse in kreativem Schreiben, Kulturtheorien und kulturellem Gedächtnis. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Populärkultur, den post-sozialistischen Studien, Tech-Nostalgie sowie in der Interpretation von Kulturerbe.

Jasmina Šepetavc ist ebenfalls promovierte Wissenschaftlerin und beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit feministischer und queerer Filmtheorie. Sie ist freischaffend im Kulturbereich tätig und arbeitet als Filmkritikerin. Häufig hält sie Vorträge über Film, etwa in der Bibliothek Šiška, der Kinothek, sowie auf internationalen Konferenzen.

Jasmina und Natalija erinnern sich noch vage an die Zeit, als Slowenien Jugoslawien verließ. Es waren chaotische Jahre, und Jasmina erzählt, wie sie damals mit den alten, wertlosen Dinar-Scheinen spielte und sich, nur in diesem Moment, als Millionärin bezeichnen konnte.

Beide spüren heute deutlich die Vorteile der EU-Mitgliedschaft. EU-Förderungen sind wichtig für die Forschung, und auch die Möglichkeit, mit einem EU-Pass frei zu reisen, schätzen sie sehr.

Nachdem ich mit Jasmina und Natalija gesprochen hatte, habe ich als Nächstes ein Interview mit Nejc Laznik geführt. Er hat das Bachelorstudium in Politikwissenschaft abgeschlossen und ist gerade im Master. Während seines Studiums war er bzw. ist weiterhin aktives Mitglied der Studierendensektion der slowenischen politikwissenschaftlichen Gesellschaft und als Mitglied des Studierendenrats der Fakultät für Sozialwissenschaften tätig.

Nejc sieht die Entwicklungen in Slowenien durchaus differenziert. Nejc sagte, dass er sich nicht unbedingt mit dem europäischen Projekt identifiziere. Er erklärte, dass er nicht glaube, dass dieses Projekt ihm oder den Gemeinschaften, in denen er lebt, wirklich zugutekomme. Seiner Meinung nach gebe es zu große Unterschiede in den Interessen zwischen der Funktionsweise der Peripherie (im Sinne von Slowenien in der EU) und jener des Zentrums, also Ländern wie Deutschland und Frankreich.

Ich machte außerdem einen Spaziergang durch die Innenstadt, um nach Spuren des ehemaligen Jugoslawiens zu suchen. Und man findet sie schnell. Viele Gebäude stammen noch aus dieser Zeit, und auch das eine oder andere Foto von Tito begegnet man.

Wohnblock in Bežigrad

Morgen ist bereits mein letzter Tag in Ljubljana. Es stehen noch ein paar kurze Interviews an und dann geht es mit dem Zug wieder nach Hause.

Weiter
Weiter

Dan 2: Das Meer ruft