Albanien Tag 1: Zwischen Geld und Freundlichkeit
Zuerst einmal brauche ich Geld. Ich habe nicht einmal fünf Euro im Geldbörserl. Gleich außerhalb des Flughafenausgangs steht ein Bankomat, perfekt. Als ich die Karte hineinstecke, bin ich erstmal geschockt. Der niedrigste Betrag, den ich abheben kann, ist 1000. Wer ist denn bitte so reich? Und da erinnere ich mich. Ich bin nicht mehr in der EU. Es ist das erste Mal, dass ich in ein Nicht-EU Land gereist bin. Das sind keine Euro, sondern albanische Lekë . Schnell google ich wie viel Lekë ein Euro ist. Die Antwort: 100! Zum zweiten Mal heute wird mir ein Unterschied zu EU-Ländern bewusst. Der erste war bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen in Österreich und auch am Flughafen hier. Ich musste meinen Reisepass nicht nur herzeigen, sondern mehrfach scannen und eine Identifizierung mittels Kamera durchlaufen. Eine Premiere für mich. Ich gehe also mit einem 5000 Lek Schein in der Hand Richtung Bus, der mich ins Zentrum bringen soll.
Es schüttet. Google Maps schickt mich mitten auf einen Parkplatz. Keine Busstation weit und breit. Nachdem ich 20 Minuten praktisch im Kreis gelaufen bin, frage ich einen Mann, der in einer Art Sammeltaxi sitzt, nach dem Weg. Er schaut mich nicht an und schickt mich unfreundlich und genervt weg. Ich frage ein paar weitere Menschen, alle geben eher widerwillig oder falsche Auskünfte. Bis ein sehr freundlicher junger Mann mit einem Lächeln auf den Lippen mir endlich den richtigen Weg weist. Den Bus habe ich jetzt aber knapp verpasst. Der nächste kommt erst in einer halben Stunde. Ich warte in der Ankunftshalle im Flughafen auf dem Boden, denn alle Sitzplätze sind besetzt. Meine Jacke ist nass vom Regen und der Boden kalt. Nach 20 Minuten schaut mich ein älterer Mann an und deutet auf den frei gewordenen Platz neben sich. Er hält ihn mir frei, bis ich meine sieben Sachen zusammengepackt habe und neben ihm, auf dem gepolsterten Sitz Platz nehme. Dankbar lächle ich ihn an. Jetzt würde ich gerne das albanische Wort für Danke kennen. Mittlerweile weiß ich es: Faleminderit.
Während meiner Reise möchte ich mich einerseits mit jungen Menschen, die in Albanien bleiben wollen, andererseits mit jenen die auswandern wollen beschäftigen. Zwei völlig unterschiedliche Leben. Entweder. Oder. Kein Mittelding. Genauso scheint es mit der Freundlichkeit und Herzlichkeit gehandhabt zu werden. Entweder: Wirklich unfreundlich. Oder: Unglaublich aufmerksam und nett. Kein Mittelding. Zumindest bis jetzt.