Korsika, Tag 3: Zwischen Liegestütz und Strandliege
In Calvi würden wohl viele gerne wohnen: weißer Sand, traumhafte Buchten, gutes Essen. Doch es gibt noch eine andere Seite von Calvi. Ich durfte mit einem Österreicher sprechen, der 20 Jahre hier gelebt hat. Allerdings in der Kaserne der Fremdenlegion, nicht im Traumhaus am Meer. Statt Strandliege gibt es hier Liegestütz, statt schnorcheln in der Bucht sprang er mit einem Fallschirm aus 400 Metern Höhe.
Die Frage, die mir am meisten auf der Zunge brannte, war: warum? Was treibt einen jungen Menschen dazu, sich der Fremdenlegion anzuschließen und Tag für Tag härtestes Training zu absolvieren? Immerhin sind die meisten beim Eintritt in die Fremdenlegion in ihren Zwanzigern. „Ich wollte etwas richtiges machen und nicht so etwas halbherziges, wie es damals in Österreich war. In Österreich war ich beispielsweise nicht sprungtauglich. Hier ist es kein Problem“, erzählt mir der mittlerweile 40-Jährige.
Vor seinem Schritt zur Fremdenlegion mit nicht einmal 20 Jahren, sei er bereits in Österreich beim Heer gewesen. Seiner Familie hatte er es damals erst gar nicht gesagt, dass er nach Calvi geht. „Ich hab mich erst ein Jahr später gemeldet.“ Familie und Freunde habe er nie vermisst. „Es war auch keine Zeit, über so etwas nachzudenken.“
In den 20 Jahren war er 14 Mal im Einsatz, unter anderem in Mali und Afghanistan. Dabei hat er sich bis zum Offizier Stellvertreter hochgearbeitet. In all den Jahren habe sich sein Blick auf die Welt verändert. „Ich sehe heute das Leben sicher kritischer als so manch anderer.“ Sein Glück dürfte er in der Fremdenlegion in Calvi aber gefunden haben. Die Zuversicht, welche ich in meiner Recherche suche, habe ich aber auch bei ihm nicht gefunden.