Tag 2 in Finnland: Sámi, Wälder, Rentier-Kebab

Heute klingelte mein Wecker schon um 6:45 Uhr, denn ich wollte vor meinem Interview im Sámi-Museum Siida noch etwas Zeit nutzen, um Inari zu erkunden. Im Supermarkt bekam ich dann auch gleich meine erste finnische Lektion: Alkoholische Getränke gibt es hier nur zwischen 9 und 21 Uhr – selbst, wenn man sich bloß ein Bier für den Abend mitnehmen möchte. Schade! Aber 30 Minuten später klappte es dann doch, und ich verließ den Laden mit einem finnischen IPA. Bier wird in Finnland übrigens schon seit dem Mittelalter gebraut – da muss man als Münchnerin natürlich probieren, was die Finn:innen mit Hopfen und Malz so anstellen.

Um 10 Uhr traf ich dann Taija Aikio vom Sámi-Museum Siida. Sie führte mich durch die Ausstellung, und ich lernte unglaublich viel über die Sámi-Kultur: ihre erlebte Ausgrenzung, ihren Widerstandswillen und ihre Wünsche für die Zukunft von Sápmi, dem „Land der Samen“.

Später hatte dann auch noch recht kurzfristig Niila-Juhán, ein 21-jähriger Sámi-Aktivist, Zeit für ein Gespräch. Gemeinsam spazierten wir am See Ivalojoki entlang, pflückten Blaubeeren und sprachen über das generationsübergreifende Trauma seiner Gemeinschaft. Sein Großvater musste in ein Internat, in dem das Sprechen der Sámi-Sprachen verboten war. Und auch heute, so Niila-Juhán, seien die Sámi sowohl in Finnland als auch in der EU immer noch viel zu wenig repräsentiert – ihre Stimmen würden kaum gehört.

Eine nette Anekdote erzählte mir Taija, als wir durch den Freiluftbereich des Museums gingen: Obwohl derzeit der Wald voller Pilze ist, gibt es Sámi, die sie bis heute nicht essen – traditionell gelten sie schlicht als Rentierfutter.

Apropos Rentier: Auf Empfehlung aus dem Museum probierte ich heute einen Rentier-Kebab und – alle Italiener:innen bitte jetzt kurz die Augen schließen – eine geräucherte Rentier-Pizza mit Blauschimmelkäse und Ananas. Aber nicht nur auf dem Teller begegnete ich den ikonischen Tieren: Gleich zweimal sah ich in der Nähe meiner Holzhütte Rentiergruppen vorbeiziehen.

Dafür, dass ich während meiner Finnlandreise nur einen einzigen Tag in Lappland verbringe, hat es sich hinsichtlich Flora, Fauna, Wetter und Rentieren von seiner besten Seite gezeigt.

Weiter
Weiter

Thessaloniki: Ankommen in einer jungen Stadt