Tag 5: Wo Frauen in Irland mitreden
Sandra Gloning, Irland, von 10.9.-14.9.2025
Eva Woods ist Doktorandin am Trinity College Dublin, wo sie mithilfe von Neuroimaging- und elektrophysiologischen Methoden frühe Biomarker neurodegenerativer Erkrankungen wie der Huntington-Krankheit und ALS erforscht. Derzeit arbeitet sie an einem Paper über Huntington’s Disease und bereitet sich parallel auf ein Panel vor, auf dem sie sprechen wird – all das macht sie ehrenamtlich. Neben ihrer Promotion ist sie Direktorin von Women in Research Ireland, Mitglied des National Women’s Council Youth Advisory Panel und engagiert sich in mehreren internationalen Forschungsgruppen.
Eva nimmt ihre Zukunft selbst in die Hand, weil sie überzeugt ist, dass es grundlegende Verbesserungen braucht – nicht nur in der Forschung zu Huntington, sondern auch bei der gesellschaftlichen Stellung junger Frauen in Irland. Im Youth Advisory Panel des National Women’s Council können Frauen aller Hintergründe direkt ihre Meinungen und Erfahrungen einbringen, bevor politische Entscheidungen getroffen werden.
Der National Women’s Council ist Irlands größte Dachorganisation für Frauenrechte und Gleichstellung. Seit seiner Gründung 1973 vereint er mehr als 190 Frauenorganisationen, Community-Gruppen und Gewerkschaften. Ziel ist es, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, die Frauen und Mädchen in allen Lebensbereichen stärken – von gleicher Bezahlung über reproduktive Rechte bis hin zu Gewaltprävention. Durch das eigene Youth Advisory Panel bindet der Rat gezielt junge Frauen ein, damit ihre Perspektiven die Gleichstellungspolitik von morgen mitgestalten.
Als Eva Woods die Rolle der Direktorin von Women in Research Ireland angeboten wurde, zweifelte sie zunächst: „Ich dachte, ich sei zu jung“, erinnert sie sich. „Aber Kolleg:innen haben mich ermutigt und gesagt: Genau meine Stimme wird gebraucht. Ich bin als weibliche Doktorandin Teil einer der am stärksten unterrepräsentierten – und oft systematisch benachteiligten – Gruppen. Und genau die sollte man hören.“ Heute sitzt sie auf Panels, spricht mit Regierungsabgeordneten und bringt ihre Themen direkt in die Politik ein. Eines der drängendsten Probleme sieht sie weiterhin in häuslicher Gewalt sowie in sexuellem Missbrauch und Belästigung am Arbeitsplatz. Als sie darüber im Aufenthaltsraum des Colleges spricht, wirft sie immer wieder einen Blick über die Schulter. Die Themen über die sie spricht, sind zum Teil auch 2025 noch kontrovers.
Aber für Eva ist klar: Trotz spürbarer Fortschritte bleibt viel zu tun. Der Gender Equality Index Irlands lag 2024 bei 73,4 Punkten – über dem EU-Durchschnitt von 71,0 sowie leicht vor Österreich (71,7) und Deutschland (72,0). 2015 waren es noch 65,4 Punkte. „Das zeigt, dass Veränderung möglich ist“, sagt sie, „aber wir sind noch lange nicht am Ziel.“