Zypern, Tag 1: Es ist heiß!
Fast genau auf den Tag genau drei Jahre ist her, dass ich das letzte Mal hier, am Flughafen von Larnaca, gelandet und mit dem Bus in die Hauptstadt Nikosia gefahren bin. Die Busfahrt von der süd-östlichen Küste ins Landesinnere ist karg: Hie und da stehen Palmen am Straßenrand, größtenteils ziehen Felsen und wüstenartige Landschaften vorbei. Der Salzsee von Larnaka, in dem gegen Ende meines Auslandssemesters im Dezember noch Flamingos lebten, ist ausgetrocknet. Es ist Mitte September und immer noch 36 Grad heiß - erst wenn die schlimmste Hitze vorbei ist, füllt der Salzsee sich wieder. Mit ihm kehren auch die Flamingos zurück - die hier von November bis März überwintern.
Nach etwa eineinhalb Stunden steige ich am Eleftheria Square, dem Hauptlatz, aus. Im Gegensatz zur restlichen Stadt ist er auffallend modern und bietet viel öffentlichen, konsumfreien Raum. Abends trifft man sich hier auf ein Bier, vormittags auf einen typischen, kalten “Frappe” - ein (meiner Meinung nach viel zu süßer), schaumiger Eiskaffee aus Instantkaffeepulver.
Am Eleftheria Square trifft neue Architektur auf venezianische Stadtmauern, die Nikosia umgeben und zwischen 1567 und 1570 erbaut wurden.
Während ich die Straßen entlang zu meinem Hotel spaziere, fühlt es sich an, als wäre kaum Zeit vergangen seit damals. Der Geruch ist derselbe, die Geschäfte am Straßenrand ebenso. Es ist dieselbe stehende Hitze am späten Nachmittag, die die Menschen von den Straßen in die klimatisierten Innenräume treibt. Die Straßen sind leer, nur ein paar Katzen liegen träge im Schatten auf den kühlen Steinmauern.
Nicht ohne Grund wird Zypern auch “die Katzeninsel genannt”: Neben rund 1,3 Millionen Einwohner:innen gibt es fast ebenso viele Katzen, die zumindest hier in Nikosia auch gut von den Einwohnenden versorgt werden. Fast an jeder Ecke stehen Plastikschüsseln mit Futter und Wasser, ab und zu sogar ein kleines Katzenhaus.
Den ersten Abend verbringe ich in einem Lokal, um die nächsten Tage zu planen. Am Heimweg hole ich mir noch ein Falafelsandwich, das es hier an fast jeder Ecke zu kaufen gibt. Durch die geographische Lage zwischen Asien, Europa und Afrika sowie durch die langjährige britische Kolonialherrschaft ist die kulinarische Kultur hier stark von unterschiedlichen Einflüssen geprägt und vereint Teile der griechischen, türkischen und arabischen Küche.
Um mich herum im Bereich des Lokals höre ich fast ausschließlich arabisch. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl hatte Zypern als EU-Außengrenzland über die letzten Jahre die meisten Asylanträge in der EU. Geflüchtete aus Nordafrika und dem arabischen Raum leben dicht gedrängt in Containern, im Flüchtlingslager Pournara, nur wenige Kilometer von Nikosia. Asylwerber:innen kommen hauptsächlich über Istanbul in den nördlichen Teil der Insel, der nur von der Türkei anerkannt wird und nicht Teil der EU ist. Über Schlepperorganisationen hoffen Asylwerber:innen über die UN-kontrollierte Pufferzone in den südlichen Teil der Insel zu kommen - der zwar kein Mitglied des Schengenraums ist, aber dafür in der EU. In Zypern bleiben wollen nur wenige - die meisten hoffen, über die Insel nach Deutschland, Österreich oder Frankreich weiter zu kommen.