Zum Erfolg dank Oversharing und Dummheit

Der letzte Recherchetag brachte mit Interviews mit Giancarlo Fiorella von Bellingcat und Jakub Janovsky von Oryx noch einmal spannende Gespräche mit echten Kalibern der OSINT-Szene. Mit Aric Toler, einem Aushängeschild von Bellingcat hatte ich aus Termingründen schon im Vorfeld der Reise gesprochen.

Für mich einer der entscheidensten Punkte: OSINT (Open Source Intelligence) ist nichts Neues, ein Biblitohekar mache nichts anderes, sagte mir Toler. Die Möglichkeiten seien durch das Smartphonezeitalter aber nun einmal immens angestiegen. Fiorella etwa hat in mehr als fünf Jahren Recherche noch kein einziges Mal eine Quelle direkt angeschrieben und um Infos gebeten. Da es mittlerweile von fast jedem Event so viele Videos in den Sozialen Medien gibt, könne man mit dem richtigen Know-how auch fast alles aus der Entfernung geolokalisieren und verifizieren.

Da der Mensch sowieso dazu neigt, zu viel von sich preiszugeben (Stichwort: erschossene Kommandanten, die ihre Laufroute auf Strava teilten) könne man immer wieder auch auf die Dummheit von Soldaten zählen, die sich beispielsweise bei Kriegsverbrechen filmen und manchmal gar ins Netz stellen.

Das Treffen mit Fiorella war insofern wichtig, als dass ich nach den Gesprächen in dieser Woche schon die Meinung hatte, dass ohne direkte Kontakte in die Kriegsgebiete OSINT letztlich sehr schwierig zu betreiben ist. Er und die Leute bei Bellingcat, die nach wie vor als die Stärksten auf dem Gebiet gelten, zeigen aber dass es mit viel Hingabe und technischem Geschick eben auch so geht.

Haus mit Baustellengittern vor den Fenstern in den Farben der ukrainischen Flagge

Neben der Regenborgenflagge sind die Farben der Ukraine auch omnipräsent in Amsterdam - auch als Baugerüsttarnung.

Für mich war es der letzte Recherchetag in Amsterdam, die Ergebnisse der Straßenumfrage folgen morgen. Die Printgeschichte nimmt bereits Form an und kann am Wochenende im STANDARD gelesen werden. Tot ziens!

Zurück
Zurück

Straßenumfrage Niederlande

Weiter
Weiter

„Wir werden auch nach dem Krieg weitermachen“