Die letzte geteilte Hauptstadt der Welt

Am zweiten Tag in Zypern erkunde erstmal die unmittelbare Umgebung. Beim näheren Blick auf die Altstadt Nikosias fällt auf, dass viele Häuser miserabel in Schuss sind. Abseits der beiden Geschäftsstraßen bröckelt der Putz von den Fassaden, Büros und Geschäfte stehen leer und das eine oder andere Autowrack, tief von Staub bedeckt, liegt auf den großflächigen Parkplätzen. Fast scheint es, als sei die Zeit stehengeblieben, und gewissermaßen stimmt das ja auch.

Seit 1974 ist Zypern geteilt, nach einem versuchten Putschversuch Athens und der darauffolgenden Besetzung des Nordteils der Insel durch die türkische Armee. Der Süden, in dem sich auch mehrere Militärbasen der früheren Kolonialmacht Großbritannien befinden, blieb weiterhin griechisch. Seitdem durchzieht eine Pufferzone der UNO die Insel und teilt sie in zwei Teile. Auch mitten durch Nikosia geht die Grenzmauer, bewacht von Hunderten UN-Blauhelmsoldaten.

Ungeachtet dessen wurde Zypern, formal die ganze Insel, 2004 EU-Mitglied. Der Grenzstreit war damals wie heute ungelöst, wenngleich er auch weitestgehend eingeschlafen ist und sich merklich entspannt hat: Kurz vor dem EU-Beitritt im Jahr 2003 wurde die Grenze durchlässig, Besuche im jeweils anderen Teil der Insel wurden möglich - für EU-Touristen und Menschen aus dem Süden jedenfalls problemlos.

Beim Grenzübergang in der Ledra-Straße Nikosias, auf griechischer Seite.

Einer der Grenzübergänge findet sich mitten in der Altstadt, auf der Geschäftsstraße Ledra. Ihn werde ich nutzen, um auf der anderen Seite zu recherchieren. Dort sollte ich am heutigen Abend drei junge Leute treffen, die mir erzählen, wie schwer es für sie ist, im Norden mit dem verdienten Geld auszukommen. Und warum die Grenze, schließlich ja auch eine EU-Grenze, für sie bei weitem nicht so durchlässig ist wie für mich.

Zurück
Zurück

Wiedervereinigung in weiter Ferne

Weiter
Weiter

Zypern - Tag 1