Zypern: Große Unterschiede zwischen Süd und Nord

Immer mehr kristalliert sich bei meinen Recherchen heraus, dass der informelle Sektor eine immens wichtige Rolle auf dem Arbeitsmarkt spielt. Tausende, vor allem Zugewanderte, arbeiten unangemeldet in der Republik Zypern (also dem Südteil) als Putzkräfte, Essenzusteller oder Saisonarbeitskräfte im Tourismus. Der Staat duldet dies zumindest, trägt es ja auch zum hohen sozialen Frieden innerhalb der Bevölkerung bei.

Die derartig beschäftigten Arbeiterinnen und Arbeiter haben jedoch in aller Regel keine soziale Absicherung und scheinen auch nicht in den Arbeitsmarktstatistiken auf. Schon so beträgt die offizielle Arbeitslosigkeit rund acht Prozent auf. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sind es gar 15 Prozent. Die Dunkelziffer ist aber eben noch deutlich höher.

In der nicht anerkannten türkischen Republik Nordzypern ist die Situation nochmal ungleich schwieriger, da die ausbezahlten Löhne deutlich niedriger liegen. Erschwerend kommt dieser Tage der schwache Wechselkurs der türkischen Lira hinzu. Nordzyprioten, deren familiäre Wurzeln schon vor der Teilung 1974 in Zypern lagen und die also die Grenze überqueren dürfen, versuchen also zunehmend im Südteil eine Arbeit zu finden, wo die Situation trotz gewisser Schwierigkeiten noch ungleich besser ist.

Die Grenze geht mitten durch Nikosia.

Auch viele Geflüchtete, die im Norden ankommen, schlagen sich in den Süden durch und stellen dort einen Asylantrag - Zypern bearbeitet proportional zur Bevölkerung übrigens mehr Asylanträge als jedes andere EU-Land. Nicht wenige erhoffen sich, nach positivem Asylbescheid ins EU-Ausland weiterreisen zu können. Nur in den wenigsten Fällen gelingt dies aber auch. Die Asylverfahren dauern oft jahrelang und die meisten werden negativ beschieden.

Dies hat sich freilich längst herumgesprochen und so begnügen sich viele mit informellen Jobs im Norden, wo sie vom Staat leichter geduldet und anerkannt werden. Wie auch viele Einheimische im Norden hoffe sie auf wirtschaftlich bessere Zeiten - und womöglich auf eine Wiedervereinigung, auch wenn diese momentan in weiter Ferne scheint. 

Dies soweit zu meiner Recherche vor Ort. Mehr darüber gibt’s demnächst auf WZ.at zu lesen.

Zurück
Zurück

Die Abschlussveranstaltung von “eurotours2023”

Weiter
Weiter

Wiedervereinigung in weiter Ferne