Fünf Monate nach dem Amoklauf: Wie sicher ist Serbien?

Fünf Monate ist es her, dass ein 14-Jähriger in der Belgrader Schule “Vladislav Ribnikar” zehn Menschen erschossen hat, darunter neun Schülerinnen und Schüler. Vor der Schule habe ich Andjelko Acimović getroffen. Er steht vor dem Eingang des Schulgebäudes und blickt auf die brennenden Kerzen, die im Wind flackern. Seine Tochter Angelina wurde am 3. Mai erschossen. Weder Acimović noch seine Tochter kannten den Jungen, der an diesem Tag das Leben der Familie für immer verändert hat.

Vor der "Vladislav Ribnikar"-Schule in Belgrad stehen Kerzen für Todesopfer

Am 3. Mai stürmte der Bub mit einer Waffe in die Schule, schoss auf einen Wachmann, dann auf neun Schülerinnen und Schüler, sechs weitere Kinder und eine Lehrerin wurden verletzt. Das Geschehene löste im Land Trauer, Schock und vor allem Wut aus. Seitdem versammeln sich jeden Samstag hunderttausend Menschen auf den Straßen serbischer Städte, um gegen Gewalt, aber vor allem gegen die Regierung zu protestieren.

Wer ist schuld?

Wer trägt die Schuld daran, dass so etwas passieren konnte, frage ich Acimović. Seine Antwort ist klar: “Es ist nicht die Schule, es ist nicht der Präsident, es sind nicht die Eltern, es sind nicht einzelne Menschen, die dafür verantwortlich sind. Es ist das System.” Acimović kritisiert vor allem das Konsumverhalten von Social Media bei Jugendlichen. Es fordert mehr Kontrolle, eine Überwachung, nennt das die einzige präventive Möglichkeit, Taten wie diese aufzuhalten. Serbiens Annäherung an die EU macht dem dreifachen Familienvater Angst. Er fürchtet, dass genau das die Sicherheit im Land ins Wanken bringen könnte. Serbien müsse weiterhin selbstständig bleiben, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die selbst untereinander Probleme habe, sei für ihn nicht der richtige Weg, die Lage im Land zu verbessern, so Acimović.

Spuren des Krieges

Obwohl der letzte Krieg in Serbien mehr als 25 Jahre zurückliegt, trägt das Land und die Menschen darin noch immer die Spuren des Geschehenen. Im Airport-Shuttle auf dem Weg in die Innenstadt ist ein unübersehbarer Schriftzug auf einer Autobahnbrücke zu lesen: “Kosovo is Serbia.” Dieser Tage flammt der Konflikt zwischen den beiden Ländern wieder auf, nachdem bewaffnete Männer einen albanischen Polizisten getötet hatten.

Was löst das in der serbischen Bevölkerung aus und wie gehen die Menschen damit um? Das werde ich mir in den kommenden Tagen noch genauer ansehen. Z u lesen gibt es den Bericht in der Kleinen Zeitung.

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Reise in die Vergangenheit