Krebs bekämpft, Sohn geboren, Programmieren gelernt

Am zweiten Eurotours-Tag hatte ich eine berührende Begegnung: Ich wollte in einen Reskilling-Kurs zum Thema Software und Cybersecurity hineinschnuppern, aber momentan läuft der Praxisteil und so habe ich Joana besucht, die für Sonae Web-Apps programmiert. Der Mischkonzern Sonae ist Portugals größter privater Arbeitgeber. Pro_Mov heißt das Umschulungsprogramm, das der Staat Portugal als Teil der Europäischen Reskilling4Employment (R4E) Initiative organisiert. Joana wollte eigentlich etwas mit Elektrotechnik machen und interessierte sich dann für Software-Entwicklung und war sehr froh, diese Chance zu bekommen. „Für mich war es wirklich eine lebensveränderte Möglichkeit. Sonst wäre noch immer Verkäuferin mit dem Mindesteinkommen", sagt sie.

Das Schicksal machte es ihr nicht leicht. Sie musste Krebs bekämpfen und wurde mit 22 Jahren unerwartet Mutter. Ihre eigene Mama unterstützt sie nun, damit sie die Ausbildung nachholen kann, dann hoffentlich einen guten Job findet und bald mit ihrem Partner zusammenziehen kann. Momentan wohnen beide jeweils bei ihren Eltern. Auf Grund der niedrigen Löhne und der hohen Mietkosten ist das in Portugal nicht unüblich.

„Für mich war es wirklich eine lebensveränderte Möglichkeit. Sonst wäre noch immer Verkäuferin mit dem Mindesteinkommen", sagt die 28-jährige Joana.

Zweiter Stopp: 42Porto. Auch hier kann man Programmiersprachen lernen. Nach einem einmonatigen Bootcamp hat man rund um die Uhr Zugang zum Campus. Ich konnte nicht hinein, aber habe mit dem Sicherheitsmann geplaudert. Mehr als 200 Leute nutzen das Angebot insgesamt – etwa 50 pro Tag und 20 pro Nacht. Gegründet wurde dieses IT-Trainingscenter als Startup 2023. Mittlerweile gibt es 52 Standorte in 31 Ländern, darunter auch Österreich, wo in Döbling 42Viena im Oktober seinen ersten Geburtstag feiert. Auch in Amstetten und Wels sind solche Coding-Schulen geplant, finde ich heraus.

42Lisboa ist größer. Das ganze Team arbeitet von diesem Standort aus. Laut Website gibt es sogar Psychologinnen. Noch habe ich keine Antwort erhalten, aber ich werde mich umsehen und um ein Treffen mit dem Team bemühen. Am Mittwoch ging es also mit dem Zug in den Süden. Die Reise war anstrengend, das Schreiben – anders als geplant – nicht gut möglich. Ich bin gespannt auf Lissabon, eine der europäischen Hauptstädte, die ich zum ersten Mal besuche.

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„Das Problem ist die Gentrifizierung“

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Fünf Monate nach dem Amoklauf: Wie sicher ist Serbien?