Erste Eindrücke vom Arbeitsplatz Porto

„Die Gastfreundschaft, die herzlichen, gemütlichen Leute und das Essen machen Portugal aus", sagt Paulo Costa Silva. Seit acht Jahren fährt der Mittfünfziger vor allem die vielen Touristen durch die Stadt. Das Taxifahren war schon als 20-Jähriger sein Traum. Damals hat es ihm seine Mama verboten. Das elterliche Gasthaus wollte er nicht übernehmen. Also werkte er zuerst als Autoverkäufer und dann in der Personalabteilung einer großen Firma.

Taxifahrer Paulo von der Seite in seinem Auto

Seit acht Jahren lebt Paulo seinen Jugendtraum: Taxifahren.

Porto hat sich stark verändert. Selbst innerhalb der vergangenen zwei Jahre. Damals war ich zur Weinlese im Dourotal. Mittlerweile ist es schwer geworden, eine halbwegs leistbare Unterkunft zu finden. Wen man auch fragt: Alle bestätigen den Wandel und alle beklagen die Situation. Selbst die Taxi-, Uber- und Bolt-Fahrer, die ja vom Touristenansturm profitieren. Besonders seit einem Jahr sind die Lebenskosten in die Höhe geschnellt. Es ist wie in New York, London oder Barcelona: Plattformen wie AirBnB treiben die Preise in die Höhe. Eine diesbezügliche Gesetzesveränderung wird diese Woche im portugiesischen Parlament verhandelt. Der Präsident hat zwar ein Veto eingelegt und es wieder zurück ans Parlament gespielt. Dort kann es die Regierungspartei im Alleingang durchbringen.

João in einem Elektronikgeschäft

João leitet jetzt die portugiesische Niederlassung von „Tridonic“.

Für João machen zwei Dinge die erfolgreiche Entwicklung seines Heimatlandes aus: In den vergangenen 15 Jahren hat Portugal in Bildung investiert und lockt mittels Steuerbegünstigungen und Visaprogrammen ausländische Investoren an. „Die qualifizierten Leute mussten sich im Ausland nach Jobs umsehen. Hier gab es keine passenden Stellen”, sagt er. Nachdem er nur 500 Euro verdient hätte, ging er nach Vorarlberg für ein Praktikum. Jetzt ist er Chef der portugiesischen Niederlassung "Tridonic", das zur Vorarlberger Zumtobel-Gruppe gehört. Lopes profitierte von einer Steuererleichterung: Eine Flatrate von 20 Prozent auf die Einkommenssteuer für zehn Jahre lang. Bedingung: Man muss mindestens fünf Jahre nicht in Portugal gearbeitet haben. Das sollte auf Rückkehrer abzielen, zieht aber natürlich auch viele Fremde an.

Ana hat eine Schürze an und steht mit einem Brotkorb im Hotel

Ana liebt die Arbeit in der Hotellerie. „Wir behandeln unsere Gäste wie Familienmitglieder”, sagt sie. Und das spürt man wirklich.

Ana hat ihren Mann in Angola kennengelernt und ist durch ihn nach Porto gekommen. Hier macht sie jetzt im Alter von 43 Jahren eine Hotelfachschule. Das Besondere: Gleich neben der Schule gibt es zwei Boutiquehotels, in denen die Studierenden ihre Praxis absolvieren.
Damit sich die sechsköpfige Familie das Wohnen in Porto leisten kann, arbeitet auch die Tochter nach der Uni von 19 Uhr bis Mitternacht bei McDonalds. Auch Ana bestätigt mir, dass die Mieten extrem gestiegen sind.

Monica wurde mit 39 und mit 49 arbeitslos und ist jetzt glücklich als Buchhändlerin.

Am Abend kaufe ich noch in der netten Buchhandlung ein. Monicas Kollege hat sie vor zwei Jahren eröffnet. Damals ging der Verlag, bei dem beide arbeiteten, pleite. Monica wurde mit 49 Jahren das zweite Mal in ihrem Leben arbeitslos. Sie ist froh, dass ihr Kollege und jetziger Chef damals den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. Die beiden sind glücklich im Buchgeschäft und erweitern den Lagerraum demnächst zu einem Antiquariat.

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Von Stiefkindern und Rabenmüttern