Frankreich: Debatte um Laizität

Mein Besuch im Lycée professionell Germain Sommeiller konnte leider nicht stattfinden

Im Leben läuft nicht immer alles wie geplant. Schon gar nicht im Leben einer Journalistin und überhaupt in Frankreich. Für meine Anreise nach Annecy hatte ich das Glück schon Donnerstagabend im Zug zu sitzen und nicht erst am Freitag, wo vielerorts in Schulen oder bei der französischen Bahn wieder mal gestreikt wurde.

Streiks waren jedoch nicht der Grund, warum mein Besuch in einem Lycée professionnel, einer berufsbildenden Schule, in Annecy nicht so verlaufen ist wie ursprünglich geplant. Nach langem Hin und Her mit der zuständigen Bildungsdirektion, die wiederum das Einverständnis von „Education nationale“, dem Bildungsministerium, einholen musste hat sich meine Hartnäckigkeit zwar schlussendlich ausgezahlt und ich hatte die Erlaubnis für einen Besuch in der Schule am Montag, 16. Oktober. Doch das war vor Freitag.

Am Freitag erlebte Frankreich wenige Tage vor dem Jahrestag des tödlichen Angriffs auf den Lehrer Samuel Paty, der gestern vor genau drei Jahren an einer Schule in einem Pariser Vorort ermordet wurde, ein Déja vu.

In der Stadt Arras im Norden Frankreichs wurde ein Lehrer von einem ehemaligen Schüler erstochen, weitere wurden schwer verletzt. Da es sich bei dem Angreifer um einen polizeibekannten, radikalisierten jungen Erwachsenen handelt, geht die französische Regierung von einem terroristisch motivierten Vergehen aus. Medien wurde am Montag landesweit - mit wenigen Ausnahmen - der Zugang zu Bildungseinrichtungen untersagt. 

Angesichts der aktuellen Ereignisse und im Zuge des vor Kurzem beschlossenen Abaya-Verbots sorgt das Thema Laizität dabei erneut für Diskussionsstoff in Frankreich. Wenngleich ich bei meinem Besuch am Lycée professionell Germain Sommeiller mich nicht wie geplant mit Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften austauschen konnte, habe ich unabhängig davon durch Gespräche mit einer Lehrerin, die seit mehreren Jahren an unterschiedlichen Mittelschulen in Frankreich tätig ist und lieber anonym bleiben möchte, und einer Schülerin mit algerischen Wurzeln dennoch einen wertvollen Einblick in dieses aufgeladene Thema erhalten.

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