Erste Eindrücke aus Frankreich

Es ist zwar Mitte Oktober, aber bei über 20 Grad, strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel möchte man meinen, dass der Herbst im französischen „Venedig der Alpen“, Annecy, wohl noch länger auf sich warten lässt.

Häuser in Annecy. Im Vordergrund ist ein Bach zu sehen, der zwischen den Häusern hindurch fließt

In den kleinen Gassen tummeln sich zahlreiche Menschen und begutachten die vielen Lebensmittel-Stände des Freitags-Marktes in der Altstadt. An jeder Ecke sieht man Käsetürme und die viele Restaurants laden ein, regionale Spezialitäten wie „Raclette“ oder „Fondue“ zu verkosten.

Diese Optik bestätigt das Bild, das viele Menschen von Frankreich als Feinschmecker- und Genussland haben. Auch die Menschen, mit denen ich an Markständen und unterwegs ein paar Worte wechsle sind der Meinung, dass sich Frankreich vor allem durch seine hervorragenden Lebensmittel, seine gute Küche und sein Savoir-Vivre auszeichnet. Zwei Amerikanerinnen, die bereits mehrere Wochen im Rahmen eines Französisch-Kurses hier sind, glauben, dass die hohe Qualität der Milchprodukte damit zusammenhängt, dass Tierwohl einen besonderen Stellenwert hat: „Die Kühe grasen auf den Almwiesen, da sieht man, dass es ihnen gut geht“.

Ein Käsestand mit großen Laiben Käse

Die Landwirtschaft ist neben Tourismus und Industrie ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für diese in Österreich weitgehend unbekannte Region Frankreichs. Die Nähe zur angrenzenden Schweiz führt jedoch dazu, dass viele Betriebe Mühe haben, Arbeitskräfte zu finden. Dieser Umstand spiegelt sich etwa auch in den zahlreichen Stellenanzeigen auf der Homepage des imposanten Vier-Sterne-Hotels „Palace Imperial“ wider, dessen HR-Abteilung aufgrund des enormen Arbeitsaufwandes auch keine Zeit für ein kurzes Gespräch finden kann.

Die Regierung von Präsident Macron will daher Anfang November ein neues Einwanderungsgesetz im Senat begutachten lassen. Der Gesetzesentwurf will dem Arbeitskräftemangel unter anderem durch einen besonderen Aufenthaltstitel für Menschen aus Drittstaaten, die in Mangelberufen tätig sein wollen, entgegenwirken. Darüber hinaus sollen Asylbewerbende einen sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen.

Aktuell dauert es nämlich noch bis geflüchtete Menschen aus Drittstatten arbeiten dürfen. Ein Umstand, der es vielen Menschen erschwert, Kontakt zu der lokalen Bevölkerung zu knüpfen. Um mehr über die Lebensrealität von Drittstaatsangehörigen in dieser aufgrund seiner geographischer Gegebenheiten Österreich sehr ähnlichen Region zu erfahren, besuche ich heute Nachmittag daher den Verein „Yambi“, der geflüchteten Menschen, das Ankommen in Frankreich mitunter durch Freizeitaktivitäten in den Bergen erleichtern möchte.

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Ein internationaler Blickwinkel

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Halbzeit in Italien