Einwanderungsgesetz als Hoffnungsträger für Asylbewerbende

Großer Stolz des Yambi-Teams: Die Besteigung des Mont Blanc mit Asylbewerbenden aus Annecy.

Bei meinem gestrigen Besuch bei dem Verein „Yambi“ – dessen Name auf Kirundi so viel wie „Willkommen“ bedeutet – habe ich gesehen, wie viel ziviles Engagement bewirken kann. Die französische Aktivistin und Migrationsforscherin Clelia Compas hat den Verein vor drei Jahren nach dem ersten Lockdown gegründet. Sie wollte Asylbewerbenden, für die die Pandemie aufgrund der Unterbringung zahlreicher Nationalitäten auf engstem Raum eine besondere Herausforderung darstellte, die Möglichkeit bieten, “auch von unseren schönen Bergen zu profitieren und mit ihnen unsere Liebe zur Natur teilen”.

Denn viele Aktivitäten in der Region wie Wandern, Schifahren oder Paragliden wären für mittellose Menschen ohne Yambi nicht zugänglich. Die sportliche Betätigung hilft den Menschen aber dabei, Traumata zu bekämpfen und gibt ihnen häufig mehr Selbstvertrauen. Darüber hinaus würden Menschen ohne Aufenthaltsstatus dadurch mit der lokalen Bevölkerung zusammenkommen.

Zu Beginn war sich Compas sicher, dass dies kein leichtes Unterfangen sein würde. Die Region Haute-Savoie sei zwar lange nicht so weit rechts wie der für seine Rechtaußen-Politik bekannten Süden Frankreichs, die Leute seien aber trotzdem oftmals durchaus chauvinistisch und kleinkariert. Umso erstaunter war sie wie gut ihr Projekt nach vereinzelten anfänglichen Drohbriefen von den Menschen in der Region angenommen wurde. Große regionale Outdoor-Marken wie Salomon oder Fusalp sponsern den Verein, vier Schistation finanzieren Schipässe für Schutzsuchende und zahlreiche Freiwillige, geben ihr Know-how bei Schi- und Kletterkursen, IT-Workshops oder Wanderungen weiter.

Dieses Freizeitprogramm wird von den Asylbewerbenden als willkommene Abwechslung gesehen, denn ohne gültige Aufenthaltspapiere haben sie weder Recht auf einen Französisch-Kurs noch Zugang zum Arbeitsmarkt. „Sie wollen ja arbeiten, Steuern zahlen und einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, aber sie dürfen nicht und das obwohl in zahlreichen Restaurants an Arbeitskräften fehlen“, erzählt Compas.

Viele würden daher große Hoffnung in das geplante Einwanderungsgesetz legen, auch wenn Compas selbst skeptisch bleibt, ob sich dadurch tatsächlich etwas ändern wird.

Zurück
Zurück

Berufschancen für rumänische Romakinder

Weiter
Weiter

A presto, Italia!