Resümee – Schwedische “Freischulen”: Marktversagen oder Wahlfreiheit?

Der Blick vom Stockholmer Rathaus, in dem jährlich die Nobelpreise verliehen werden, auf die Altstadt.

Ein finales Resümee darüber, ob die schwedischen Friskolor alles in allem eine gute Erfindung sind oder nicht, lässt sich schwer in einem Blogeintrag, aber auch in einem Artikel schwerlich machen. Ein kurzer Ausblick auf meinen Artikel sei mir aber erlaubt. Zur Erinnerung: Die schwedischen “Friskolor” wurden im Laufe der 90er Jahre etabliert. Statt “nur” staatliche Schulen ohne Zusatzkosten besuchen zu können, sollte für Eltern und Schüler:innen mehr Wahlfreiheit geschaffen werden. So konnte von da an (abgesehen von klassischen, kostenpflichtigen, Privatschulen, wie es sie auch in Österreich gibt) jede:r Schüler:in auswählen, ob er:sie auf eine von der Gemeinde betriebenen Schule oder auf eine Schule in freier Trägerschaft (Friskola) gehen will. Zweitere wird von Privaten betrieben, aber durch öffentliche Gelder finanziert. Das funktioniert so: Jede:r Schüler:in wird mit einem Voucher, also einer Art Coupon, ausgestattet, die ein Jahr Schule für eine:n Schüler:in finanzieren soll. Mit diesem Voucher kann man dann zu einer Gemeindeschule oder eben zu einer Friskola gehen. Die Idee dahinter: Kinder und Jugendliche (beziehungsweise deren Eltern) hätten dadurch endlich Wahlfreiheit in Bezug auf ihre Bildung, öffentliche Schulen müssten sich durch die Konkurrenz mehr anstrengen und die besten Schulen des Landes würden sich durchsetzen, seien es nur Friskolor oder öffentliche Schulen.

In den vergangenen Jahren mehren sich aber die Kritiker:innen, die den Friskolor mangelnde Qualität vorwerfen und die teilweise riesigen Gesellschaften kritisieren, die Schulen betreiben dürfen und gleichzeitig Dividenden an ihre Aktionär:innen ausschütten. Daher habe ich versucht, mit einer möglichst diversen Gruppe an Menschen zu sprechen, seien es Vertreter:innen der Friskolor, der Gewerkschaft oder auch ein Journalist, der schon seit Jahren zu dem Thema berichtet und jüngst ein Buch dazu veröffentlicht hat. Die Grundfrage bleibt aber wohl zumindest teilweise eine stark ideologische: Sollen öffentliche Gelder dazu verwendet werden, private Profite im Bildungssystem zu ermöglichen? Nachsatz: Selbst wenn dadurch womöglich bessere Bildung und mehr Wahlfreiheit ermöglicht wird?

Am Tag vor meiner Abreise hatte ich ein Gespräch mit einer ehemaligen Schülerin. Sie besuchte das Tibble-Gymnasium, eine Friskola, und ist auch noch heute sehr zufrieden mit ihrer Entscheidung. Sie habe mehr gelernt und es sei disziplinierter zugegangen als auf vielen öffentlichen Schulen, wie sie von Erfahrungen von Freund:innen erfahren habe. Ein Bild, das auch die IES, die ich zuvor besucht habe, gerne vermittelt. Ob es für eine Person die “richtige" Schule war, hängt wohl von vielen Faktoren ab. Ob es aber in Zukunft weiterhin eine Wahlfreiheit wie aktuell geben wird, das will sich die schwedische Regierung aktuell genauer ansehen – Resultat unklar.

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