Wie Friskolor Profite machen

In der Peter Myndes Backe 16 ist nicht nur die schwedische Lehrer:innengewerkschaft zu Hause, sondern auch ein Coffee Shop und ein Co-Working-Space.

Levin Wotke berichtet aus Stockholm über die aktuelle Debatte über die sogenannten “Friskolor”.

Betritt man durch eine gläserne Drehtür das Haus an der Adresse Peter Myndes Backe 16, ist die erste vielleicht Assoziation nicht unbedingt: Gewerkschaft. Gegenüber des Eingangs bietet ein hipper Coffee Shop Flatbread und Kaffeespezialitäten feil, dazwischen wölben sich orange und blaue Sitzmöbel und wenige Schritte vom Eingang entfernt ist auf einem unbemannten Rezeptionstisch ein Tablet positioniert. Tippt man darauf seinen eigenen Namen und jenen der Person ein, die man besucht, bekommt dieser jemand eine SMS auf sein Handy.

Und so kommt auch kurz nach dem beschriebenen Prozedere Johan Ernestam um die Ecke und führt in die Räumlichkeiten von Sveriges Lärare - der Gewerkschaft der schwedischen Lehrer:innen. Der Politikwissenschaftler mit dem grau melierten Bart und schwarzen Socken mit bunten Fröschen darauf ist aber nicht nur in der Gewerkschaft aktiv, sondern hatte bis Juli 2023 den Auftrag, die schwedischen Friskolor im Auftrag der Regierung zu untersuchen. Im Juli setzte die nunmehr liberal-konservative Regierung einen anderen Ermittler ein. Ernestam weiß aber einiges über die privat geführten aber durch Steuergeld finanzierten Freischulen zu erzählen. Vor allem in Kritik stehen bereits seit Jahren jene Schulen, die hohe Profite, mitunter in Höhe mehrerer Millionen Schwedischer Kronen machen. Dafür gibt es laut Ernestam mehrere Gründe. Einer ist, dass, anders als in anderen Ländern wie Norwegen oder Dänemark, in denen es auch Friskolor gibt, der Betrag, den Schulen pro Schüler:in erhalten mit der Anzahl der Schüler:innen nicht sinkt. Die “marginal costs”, also die Grenzkosten, nehmen aber bei jedem weiteren Kind stark ab. Somit können große Unternehmen, die Schulen betreiben, hohe Profite erwirtschaften.

Aber ist es denn so schlecht, wenn Schulen Profite erwirtschaften? Das wird nur eine der Fragen sein, die ich morgen mit der Direktorin einer International English School (IES) in Stockholm besprechen werde, die ich besuchen darf. Die Betreiber:innen der IES gehören zu den größten Anbieter:innen von Friskolor in Schweden und erwirtschaften jährlich Gewinne. Wie Sie auf die Kritik reagieren und wie sie die aktuelle politische Lage einschätzen, werde ich morgen erfahren.

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