Berufschancen für rumänische Romakinder

Zum Interviewtermin geht es mit dem Bus etwa 20 Minuten an den Stadtrand von Sibiu. Hinter dem großen Stadtfriedhof reihen sich hier komplett neue Reinhäuser an einen großen Supermarktparkplatz. Der Termin mit Jenny Rasche ist in einem der Kinderheime, die die deutsche Sozialarbeiterin hier für Roma Kinder betreibt. Die Kinder, die hier von einer Pflegemutter betreut werden, sind entweder Waisen, ausgesetzt worden oder vom Jugendamt aus ihren Familien genommen worden.  

Beim Interviewtermin mit Sozialarbeiterin Jenny Rasche (links), die die Hilfsorganisation Kinderhilfe für Siebenbürgen aufgebaut hat.

Rasche lebt seit 15 Jahren in Rumänien und hat hier die Hilfsorganisation Kinderhilfe für Siebenbürgen ins Leben gerufen. Was mit der Hilfe für 30 Familien in einer Siedlung begann, hat sich zu einer großen Hilfsorganisation entwickelt. „Das war so nicht geplant. Ich bin immer mehr da reingewachsen“, sagt die Sozialarbeiterin. Mit Spendengeldern vorwiegend aus Deutschland ermöglicht sie neben den Heimkindern auch Kindern aus Roma-Siedlungen am Rande von Sibiu warmes Essen, Schulbildung, Tagesbetreuung und ebnet auch den Weg in eine Ausbildung oder Studium für ein eigenständiges Leben.

Für Roma-Familien müsse es normal werden, dass die Kinder in die Schule gehen, sagt Rasche. Derzeit schaffe jedes fünfte Kind die vierte Klasse nicht. Doch auch nach der Schulpflicht werden sie vom Verein Kinderhilfe Siebenbürgen unterstützt. Etwa in der Ausbildung zum Facharbeiter oder bei einer weiterführenden Schule und Studium.

Jugendliche, die die achte Klasse geschafft haben, können sich in eine Berufsschule einschreiben. Der Verein bezahlt ein Stipendium von 1000 Lei, umgerechnet rund 200 Euro, damit die Lehrlinge sich auch Bustickets, Essen und Kleidung für die Ausbildung haben. Zum Vergleich: Manch ein Erwachsener verdient als Tagelöhner nur rund 1000 Lei pro Monat, der Mindestlohn liegt aktuell bei 3000 Lei. Alleine ein Monatsticket für den öffentlichen Verkehr kostet 400 Lei, die Lebensmittelpreise in den Supermärkten sind denen in Österreich nicht unähnlich.

Für Jugendliche mit nur wenig oder unzureichender Schulbildung hat Rasche die Initiative „Basics for Future“ gegründet. Die Jugendlichen werden per Bus aus ihren Dörfern abgeholt, arbeiten vier Stunden im Rahmen der Projekte der Kinderhilfe Siebenbürgen in der Küche, Kantine oder beim Saubermachen mit und haben je eine Stunde Mathe und Rumänisch Unterricht.

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