Warum Bulgarien?

Wenn es darum geht, herauszufinden, wieso es sein kann, dass bei Kundenservices am anderen Ende der Leitung Bulgar:innen abheben, ist wichtig zu verstehen, warum Unternehmen überhaupt nach Bulgarien kommen.

Am Rande der Hauptstadt Sofia sprießen sogenannte Businessparks, Officeparks und Industriezonen aus dem Boden. An den Schildern sind schillernde Namen wie Porsche, Hilti, Lidl oder Allianz zu lesen.

In solchen Bürokomplexen traf ich am Dienstag drei verschiedene Unternehmer und CEOS – zwei Bulgaren und einen Deutschen. Sie arbeiten für Unternehmen aus den USA, aus Österreich und aus Deutschland, die in Sofia verschiedene Aufgaben für die ausländischen Firmen übernehmen.

Darunter auch Kundenkontakt.

Von klassischen Call Centern sprechen sie dabei nicht, sie verwenden den Begriff auch nicht. Hier ist die Rede von BPO (Business Process Outcourcing) und ITO (Information Technology Outsourcing).

Die US-amerikanische Firma deckt von hier aus den Kundenkontakt für Firmen aus überall in der Welt ab – und beantwortet für sie Kundenanfragen in 20 verschiedene Sprachen. Der deutsche Sprachraum ist einer der wichtigsten Geschäftsräume.

Warum wird das nun aber von Bulgarien aus gemacht?

Alle Unternehmer bestätigen, dass auch die niedrigen Lohnkosten verantwortlich sind – und die niedrigen Steuern für Unternehmen sowie billige Büroflächen. Doch: Sie betonen auch, dass Bulgaren gute Sprachkenntnisse haben, auch weil viele im Ausland studierten, Bulgarien schon früh begann, sich auf IT zu spezialisieren, auch auf künstliche Intelligenz.

Die Unternehmer sind bemüht, ein positives Bild von Bulgarien zu zeichnen. Man will hier nicht als Niedriglohnland gesehen werden und sieht sich selbst nicht so. Es gehe beim Kundenkontakt um Qualität, nicht um billige Masse, betont man.

In den kommenden Tagen werde ich mir auch die Sicht von Arbeitnehmer:innen anhören.

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